Schon einmal etwas von Opnøraa gehört?
Einst entstand die Seefahrerstadt Aabenraa aus einer kleinen Siedlung, die auch für den dänischen Standard kaum als Dorf gewertet werden konnte. Selbst die meisten Bewohner der heutigen Stadt haben noch nie von Opnøraa gehört und wissen, dass eben diese Bezeichnung ausschlaggebend für die Namensgebung ihres Wohnortes war. Und gewiss hatten die Siedler im Mittelalter sich nie träumen lassen, dass um die Schreibweise ihres Dorfes einige Jahrhunderte später ein ausgewachsener Streit entbrennen sollte.
Aabenraa oder Åbenrå - ja, was denn nun?
Unweit von Opnøraa entstand schon bald ein Handelsplatz, der auf Grund seiner Lage an einem Meeresarm der Ostsee (heute als Apenrader Förde bekannt) schnell an Bedeutung gewann. Durch diese Bedeutung wurde bereits im Jahr 1231 der Ort Opneraa gegründet und 1284 das Stadtrecht an den aufstrebenden Kaufmannsort Apenrade verliehen. Tatsächlich war zu damaliger Zeit im südlichen Teil Dänemarks mittelniederdeutsch die Handelssprache und so wurde als allererster Stadtname ein niederdeutscher vergeben.
Selbst noch in den 1850er Jahren als sich der Gesamtstaat unter der dänischen Krone um die Stärkung des Dänischen in allen Landesteilen bemühte, war Apenrade die einzig korrekte Schreibweise der Stadt; allerdings wurde diese im umgangssprachlichen Dänisch Åbenrå genannt. Das hatte allerdings etwas mit der regionalen Flektion der Sprache zu tun und ließ keine Rückschlüsse auf die richtige dänische Schreibweise zu. Das rief schließlich nach 1850 dänische Kulturkämpfer auf den Plan, die sich mit der Schreibweise Aabenraa durchsetzten und diese auch offiziell etablieren konnten.
Im Jahr 1948 wurde in ganz Dänemark eine Rechtschreibreform durchgeführt und der Streit um die korrekte Schreibweise entbrannte von Neuem. Das doppelte A wurde durch das sogenannte, aus dem Schwedischen entlehnte bolle-å ersetzt, wodurch sich die Bewohner Aabenraas einem Teil ihrer Identität beraubt sahen. Viele Demonstrationen bis in die höchsten Regierungsebenen folgten, aber bis heute konnte es zu keiner offiziellen Einigung kommen. Allerdings ist es seit 1984 möglich, die Schreibweise frei zu wählen.
Die Dächer der Stadt
Auch in Dänemark haben viele Orte und Städte eine ganz spezielle Bauweise ihrer Häuser an den Tag gelegt, um ein einheitliches Stadtbild zu festigen. So ist es auch in Aabenraa geschehen und besonders in den Straßen Slotsgarde, Nygade und Store Pottergarde befinden sich auch heute noch ganze Züge gut restaurierter Bürger- und Handwerkerhäuser aus dem 18. Jahrhundert. Typisch für diese Häuser ist die einstöckige Bauweise und der Dreiecksgiebel, der stets zur Straße weist.
Häufig besitzen diese Bauwerke zudem ebenerdige Erker, durch die früher den Handwerkern bei der Arbeit zugeschaut werden konnte. Interessant sind aber auch die zweistöckigen Langhäuser mit ihren Dachgauben und den häufig kunstvoll verzierten Portalen, die mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet wurden. Und da ein jeder Bewohner auch damals schon sehr stolz auf das von ihm erbaute Eigenheim war, befinden sich an den meisten Häusern das Erbauungsdatum und die Namen der Bewohner.
Von Orgelbauern und Nachtwächtern
Was wohl kaum einer weiß: seit alters her werden in Abenraa kunstvolle Orgeln gebaut. Dies liegt gewiss auch daran, dass bereits im 13. Jahrhundert die Nikolaikirche erbaut wurde, die noch heute im Kern aus dieser Zeit stammt und bis zum Jahre 1905 die einzige Kirche der Stadt war. In der Nikolaikirche kann eine Orgel aus der Orgelbauerfamilie Marcussen & Søn bestaunt werden, die diese schönen Instrumente seit 1806 und inzwischen in der 7. Generation fertigt.
In den Sommermonaten gibt es zudem ein schönes Ereignis, welches jedem Besucher der Stadt wärmstens ans Herz gelegt werden kann: dann berichten echte Nachtwächter (manchmal aber auch Stadtführer) auf Rundgängen von der Geschichte der Stadt, was vor der Orignialkulisse alter Bauwerke wie eine kleine Reise in die Vergangenheit wirkt.
Natur, Wissen und Shopping im Einklang
Stand Aabenraa als Handelsstadt lange Zeit im Schatten von Flensburg und Haderslev, präsentiert sich die bedeutende Hafenstadt heute als modern, lebendig und vor allem stolz auf seine bewegte Historie. Die vorzügliche landschaftliche Lage an der Apenrader Förde macht Aabenraa auch für Ausflüge in die Natur zu Fuß, mit dem Rad oder auch hoch zu Rosse interessant und Badestrände sowie Schwimmhallen befinden sich ebenfalls in gut erreichbarer Nähe.
Zahlreiche weitere Freizeitmöglichkeiten lassen keine Langeweile aufkommen: Angeln vom Fischkutter ab dem Hafen von Aabenraa und in Angelteichen, Antiquitätenausstellungen und Ringreiterwettkämpfe, Tennis, Bowling, Minigolf, Gocart und Squash sorgen für ausreichend Abwechslung.
Für kunst- und kulturinteressierte Besucher hat Aabenraa zudem interessante Museen und Galerien zu bieten, die ganz unterschiedliche Kunst präsentieren sowie über Seefahrt und Stadtgeschichte informieren. Und wer ein wenig Lust auf Shopping hat, der kann sich in einer der schönsten und längsten Fußgängerzonen Dänemarks austoben, die lediglich durch hübsche Marktplätze zum Verweilen unterbrochen wird.
Hostrupskov
Die Landschaft um Aabenraa ist leicht hügelig und von schönen Wäldern umgeben, zu denen auch der Wald von Hostrup, auf dänisch "Hostrupskov", zählt. Das Gebiet ist bewachsen mit Bäumen und Gebüsch und die leicht erhöhte Lage erlaubt einen schönen Blick über die Stadt, den Aabenraa Fjord und die Umgebung.
Heute ist Hostrupskov auch ein beliebtes Wohngebiet, denn die Kombination aus Wald und Strand ist sehr attraktiv. So säumen alte Höfe aber auch Neubauten die zahlreichen Wege, die sich durch das Gebiet ziehen und erzeugen so ein interessantes Erscheinungsbild.
Auch gibt es hier Relikte längst vergangener Zeiten in Form von Ganggräbern zu bewundern. So befindet sich in Hostrupskov das Ganggrab von Hostrupskov (auf dänisch "Hostrupskov Jættestue", "Elisenlund" oder "Eliselund" genannt) und südlich im Wald noch 4 mehr oder weniger gut erhaltene Runddolmen (auf dänisch "Runddyssen").