Von der Wikingersiedlung zur Festung

Auch der Kern der heutigen Hafenstadt Horsens wurde einst als Siedlung von den Wikingern gegründet. Die günstige Lage an der Au "Bygholm Å" ließ ein rasches Wachsen der Siedlung zu und bereits im 12. Jahrhundert war Horsens zu einem lukrativen Ort für Seehandeltreibende und Kaufleute geworden, denn vor allem die Beziehungen mit dem restlichen Skandinavien und Norddeutschland florierte. 

Im 14. Jahrhundert wurde das Straßennetz der Altstadt bereits so gut strukturiert und durchgeplant ausgebaut, dass der Verlauf bis heute nicht geändert wurde. Allerdings hatte dieses Vorhaben damals vor allem den Grund, dass Horsens zur Festung gewandelt wurde. Zu dieser Zeit herrschte viel Unmut in der ländlichen Bevölkerung, Hungersnöte und Kriege zogen durchs Land und ließen die Wut auf die Oberschicht explodieren. Schließlich entlud sich dieser Groll im "jütischen Bauernaufstand", der den damals amtierenden König Erik Menved beinahe den Kopf kostete. Daraufhin ließ der König im Jahre 1313 die Burg Bygholm als Residenzsitz errichten und beschäftigte vornehmlich Bauern, um eine bessere Kontrolle zu haben.

Darf's ein bisschen Wohlstand sein?

Ungefähr im Jahr 1442 wurden der mittlerweile zur einflussreichen Hafenstadt angewachsenen Ortschaft die Marktrechte verlieren, im Besitz der Stadtrechte war Horsens aber schon länger (vermutlich seit dem Ausbau zur Festung, was allerdings nicht historisch belegt ist). Der Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Fisch und auch Holz ließ es den Bürgern der Stadt gutgehen; schnell wurden die ersten Kaufmannshäuser errichtet, die oftmals durch eine bunte Fassadenfarbe und reiche Stuckverzierungen auffielen.

Auch das im jütischen Spätbarock gehaltene Hauptgebäude der einstigen Burganlage von 1775 fällt in die Blütezeit Horsens, die nachweislich im 18. Jahrhundert stattfand. Gerade die beeindruckenden Häuser in den Straßen "Åboulevarden", "Sundvejen" und "Søndergade" zeugen von dem damaligen Wohlstand vieler Bürger der aufstrebenden Hafenstadt. Aus dieser Zeit stammt auch das "Jørgensens Hotel", welches heute Jahr für Jahr Liebhaber barocken Lebensstils in seinen Räumlichkeiten begrüßt.

Scheinbar mühelos vollzog Horsens schließlich Anfang des 19. Jahrhunderts einen zügigen Wandel zur Industriestadt und die Gründung der ersten Eisengießerei im Jahr 1831 sicherte viele Arbeitsplätze der fleißigen Bürger. Aber auch der Ausbau des Hafens und der damit verbundene Anschluss ans Eisenbahnnetz trug dazu bei, dass die Bewohner ihren Wohlstand fortführen konnten.

"Wo man singt, da lass Dich nieder..."

Heute ist Horsens der Verwaltungssitz der gleichnamigen Kommune und die achtgrößte Stadt Dänemarks. Rund um den Hafen, den Horsens Havn, haben sich viele lukrative Standorte für die Metall- und Tabakindustrie etablieren können und die Stadt ist durch die Anbindung an die Europastraße 45 mit dem Auto gut zu erreichen. 

Neben der guten industriellen Lage ist Horsens aber auch sehr häufig ein beliebter Veranstaltungsort von Konzerten weltbekannter Musiker. Ein beeindruckendes Beispiel hierfür ist das "F'ængslet" (zu Deutsch: "Das Gefängnis"): im Jahr 2006 wurde das Gefängnis geschlossen und zu einem Museum umgebaut, das Besuchern einen spannenden Einblick in die Historie des Gefängnisses gibt. Und zur Eröffnungsfeier am 6. Juni 2012 trat niemand geringeres als die bekannte US-amerikanische Band Metallica vor 40.000 Besuchern auf!

Horsens hat neben Konzerten, Ausstellungen und Museen aber auch viele Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants und Cafés zu bieten und veranstaltet jedes Jahr im März eine Krimimesse sowie am letzten Wochenende im August das "Europäische Mittelalterfestival". Als sehr soziales Projekt präsentiert sich auch der "Kuben" (zu Deutsch "der Würfel"), der als kultureller Hotspot der Stadt gilt.
Zudem bietet die Umgebung der lebendigen Hafenstadt ein sehr gut ausgebautes Wegenetz durch die herrliche Natur, bei deren Nutzung auch die zweitgrößte natürliche Erhebung Dänemarks, die "Yding Skovhøj" mit einer Höhe von 170,77 Metern, erstiegen und dabei auch noch ein Grabhügel bestaunt werden kann.


Attraktionen:

Europäisches Mittelalterfestival

Jedes Jahr am letzten Augustwochenende kommen rund 5.000 Gaukler, Musiker, Ritter, Pilger, Mönche, Bauern, Gäste und andere interessante Leute zum Europäischen Mittelalterfestival nach Horsens.

Auf dem Platz vor dem Rathaus kämpfen Ritter hoch zu Ross mit Schwert und Lanze um die Ehre und die Gunst der schönen Jungfrauen. In den Straßen von Horsens herrscht dann eine mittelalterliche Atmosphäre, mit Gauklern, Ablassverkäufern und Bettlern, Verkaufsbuden mit handwerklichen Erzeugnissen, Essen und Trinken, offenen Werkstätten und Bühnen, wo mittelalterliche Unterhaltung dargeboten wird.

Nach Sonnenuntergang erhellt nur der Schein von Fackeln, offenem Feuer und Kerzen die Buden und das Leben und Treiben auf dem Markt. Bier und Wein werden ausgeschenkt und Spanferkel, Lämmer und ganze Ochsen am Spieß gebraten.

Das seit 1995 alljährlich stattfindende Europäische Mittelalterfestival ist ein Highlight, das nicht nur für Mittelalterfans ein absolutes Muss ist.

Fængslet

Herzlich willkommen in einem Gefängnis der wirklich ganz anderen Art! Der letzte Insasse verließ das Gefängnis in Horsens im Jahre 2006, 150 Jahre nachdem der erste Häftling einzog - und seither hat sich hier mächtig was getan: unter dem Namen "Fængslet" (zu Deutsch: "Das Gefängnis") wurde die ehemalige Unterbringung für Kriminelle jeglicher Art im Jahre 2012 als Museum und Veranstaltungsort eröffnet, es gibt Konzerte (sogar Metallica hat hier schon gespielt), Kunst- und Kulturfestivals, Übernachtungsangebote in einer richtigen Gefängniszelle, Installationen und natürlich auch diverse Ausstellungen zu unterschiedlichen Themen sowie über die Geschichte des einstigen Staatsgefängnisses von Horsens.

Kuben - Horsens Würfel für die Gesellschaft

Die Dänen sind sehr sozial eingestellt und schätzen ein gutes Gesellschaftsleben. Durch diese Einstellung entstand der "Kuben" (zu Deutsch: "der Würfel"). Der Kuben ist eine 6x6x6 Meter große Glaskonstruktion, die für verschiedenste kulturelle, künstlerische und auch sportliche Veranstaltungen genutzt wird. Bands treten im Sommer gerne im Freien vor dem Würfel auf, während filigrande Tänzerinnen anmutig im Inneren ihr Können präsentieren.

Horsens schuff mit dem Kuben aber nicht nur einen Hotspot in der Stadtmitte, sondern hatte zudem die tolle Idee, dass jeder Bürger den Würfel für seine Interessen und Veranstaltungen kostenlos nutzen darf. So haben einige hier bereits ihren Geburtstag gefeiert, private Ausstellungen veranstaltet oder einfach mal eine lustige Party geschmissen. Die einzige Auflage: der Kuben sowie die direkte Umgebung müssen saubergehalten und mit Respekt behandelt werden und sollte Musik gespielt werden, darf diese nicht zu laut sein.